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Schöne Seelen und Komplizen: Roman, by Julia Schoch
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Über den Autor und weitere Mitwirkende
Julia Schoch, 1974 in Bad Saarow geboren, lebt nach Aufenthalten in Bukarest und Paris als freie Schriftstellerin und Übersetzerin in Potsdam. Für ihr von der Kritik hochgelobtes Erzähldebüt »Der Körper des Salamanders« wurde sie mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem dem Förderpreis des Friedrich-Hölderlin-Preises und dem Annette-von-Droste-Hülshoff-Preis. Nach dem für den Leipziger Buchpreis nominierten Roman »Mit der Geschwindigkeit des Sommers« erschien zuletzt »Selbstporträt mit Bonaparte«. Übersetzervita: Julia Schoch wurde 1974 in der Nähe von Berlin geboren. Sie studierte Literatur und lebt als Schriftstellerin und Übersetzerin in Potsdam. Sie übersetzte u.a. Fred Vargas, Georges Hyvernaud, Saint-Exupéry, Daniel Anselme und Eugène Dabit. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Preis der Jury beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb und den André-Gide-Preis.
Produktinformation
Taschenbuch: 320 Seiten
Verlag: Piper Taschenbuch (4. Januar 2021)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 349231547X
ISBN-13: 978-3492315470
Größe und/oder Gewicht:
12 x 2,6 x 18,7 cm
Durchschnittliche Kundenbewertung:
3.1 von 5 Sternen
13 Kundenrezensionen
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Sie sind die Kinder von Parteisekretären und Künstlern, und sie besuchen gemeinsam das Elite-Gymnasium Käthe Kollwitz: in Julia Schochs neuem Roman „Schöne Seelen und Komplizen“ erzählen sechzehn 16jährige kleine Episoden aus ihrem Leben, es geht um erste Liebe und Verrat, doch im Hintergrund wird en passant die Wende verhandelt. Feten und Fahnenappell, Liebeskummer und Mauerfall, Eifersucht und Volkskammerwahl … So wie die Hormone das Leben der Protagonisten in Aufruhr bringen, kommt auch die DDR 1989 in Aufruhr und geht unter. Vivien und Tomas, Cornelia und Christoph, Rebekka und Martin – sie entwachsen gerade den Kinderschuhen und sind doch mehrheitlich schon gelernte DDR-Bürger: „Aus Liebeskummer würden sie sich jederzeit die Pulsadern aufschneiden, aber öffentlich den Mund aufzumachen, trauen sie sich nicht.“ Dieses Duckmäusertum mag der Grund sein, warum jeder den Umbruch für sich erlebt, das Neue allein erforscht. Denn auch in der gewendeten DDR, die manchen mutig und andere verschlossen werden lässt, gibt es diejenigen, die glauben, es sei besser zu schweigen.Weg wollen sie aus dem heimatlichen Mief: „Man müsste alles hinter sich lassen, weggehen, dorthin, wo ein oder zwei Wörter reichen.“, denn sie spüren: „Freundschaft oder sogar Liebe erwarte ich seither von Unbekannten, von außerhalb. Die Liebe kommt von weit her.“Julia Schoch präsentiert im ersten Teil ihres neuen Romans eine Reihe von Coming-of-Age-Porträts, verlässt ihre Helden dann jedoch und trifft sie im zweiten Teil erst dreißig Jahre später wieder und fragt: Was ist aus den Träumen und Idealen geworden, wer hat noch Kontakt zu wem, wie blicken sie heute auf ihr Leben?„Geh, schöne Seele. Ich kann nichts anfangen mit schönen Seelen: einen Komplizen wollte ich.“ Ein Zitat aus „Die Fliegen“ hat dem Roman den Titel gegeben, und ich verrate nicht zu viel, wenn ich sage: mit der Komplizenschaft wird es nichts. Zu einem Klassentreffen kommen lediglich fünf Hanseln; trifft man sich zufällig auf Flughäfen oder vor Schulen, hat man sich wenig zu sagen, ist müde vom Leben, den Beziehungen, den Enttäuschungen und Depressionen. Man hat Sehnsucht und weiß nicht wonach.Sechzehn Ich-Erzählungen werfen sechzehn Schlaglichter, sind lose miteinander verbunden, beziehen sich auf gemeinsam Erlebtes. Trotzdem bleiben die Personen beinahe immer isoliert, auch wenn sie einander heiraten, bleiben auch als Erwachsene allein unter Vielen.„Es gibt keinen größeren Zusammenhang, nichts führt zu irgendetwas, alles ist nur eine Aneinanderreihung von Zeitpunkten, eine Aneinanderreihung, die am Ende ebenso erfolgreich sein kann wie ergebnislos.“ Was Alex, der stets Maler werden wollte und sich doch für ein Geschichtsstudium entschieden hat, für sein Leben konstatiert, trifft auf den ganzen Roman zu. Jeder darf solche Dinge sagen, die im Grunde auf alle zutreffen. Sechzehn unterschiedliche Stimmen zu finden, gelingt der Autorin daher nicht immer konsequent, so dass der Leser immer wieder blättern muss: wer hat da eigentlich was … Eine Konzentration auf weniger Stimmen hätte dem Roman gutgetan, doch abgesehen davon ist Julia Schoch ein lesenswertes Porträt der Generation der heute Mittvierziger gelungen, unprätentiös, kurzweilig und bei aller Melancholie doch auch mit Humor.© Steffen Roye
Wer als Leser dazu neigt, sich zitierfähige Sätze, existenzielle Sätze, Anmerkungen zum menschlichen Sein und zur Bedeutung der eigenen Jugend-Geschichte für das gesamte weitere Leben gerne zu notieren, der sollte bei der Lektüre dieses Werkes einen ausreichend dimensionierten Block samt Stift bereitlegen.Zwar nicht jeder Satz und nicht auf unbedingt jeder Seite, doch in ungewöhnlich hoher Dichte und Vielfalt bietet Julia Schoch in einer klaren, präzisen und immer genau auf den Punkt treffenden Sprache ein Kaleidoskop des Lebens, dass sie ihren diversen, miteinander enger bis lose verbundenen Protagonisten je aus ganz individueller, persönlicher Erfahrung heraus in den Mund legt.Wobei der Anfang, der Rahmen des Werkes relativ einfach geklärt ist und dennoch in sich bereits kompliziertes Geschehen vereint. Wenn man um die Jahre der Wendezeit 1989 in genau jener prägenden Lebensphase der Jugend ein Gymnasium besucht, dass elitär und damit DDR-linientreu war, vom gesamten Alltag des Lebens und Umfeld bereits ja sich „in ein Leben gewöhnt hat“ und dann eine doch umwälzende Veränderung der Werte, Öffnung des eigenen Lebenswegs und einen zeitlich gedrängten, raschen äußeren Perspektivwechsel zu verkraften hat.Neben den, gerade in diesen jungen Jahren, ja auch wichtigen „Kleinigkeiten“ des Lebens wie Freundschaft, Konkurrenz, Verliebtheit, Nähe und Distanz.Es sind einige Personen, die Schoch in dieser Zeit im Buch begleitet und dann dieselben Personen Jahrzehnte später in ihrem persönlichen Rückblick auf das Leben vor Augen führt. Nicht in ellenlangen Monologen oder reflektierten Betrachtungen, sondern in dem, was diese Personen aus diesen Wurzeln heraus geworden sind und mit sich und miteinander erlebt haben.Und gerade weil die 16 handelnden Personen im Roman so verschieden sind, von der „Paris verbundenen Romantikeren“ bis zum „in der Spielhalle sein Leben gelangweilt dahingleiten lassenden“ Lebensentwurf, bildet sich im Roman nicht nur die spezielle Geschichte von „DDR-Jugendlichen“ mit ihrer ganz eigenen Prägung ab, sondern ein Gutteil der gesellschaftlichen Gegenwart findet sich auf den Seiten des Romans wunderbar illustriert wieder.„Ich müsste noch etwas Großes wagen. Eine Art Aufbäumen. Unbeholfen, stürmisch, nah an der Verzweiflung!“….Das zog mich runter, machte mich sogar regelrecht fertig“. Auf diesem Konzert in der Gegenwart, mit dem eigenen Sohn im gleichen Alter, wie man selbst damals.„Ich bin abgeschnitten, was mal wichtig war, hat keine Bedeutung mehr…..auch nicht für mich selbst“. Was nicht nur auf das „abgeschnitten sein“ in der eigenen Jugend zutrifft, sondern einfach auch das Lebensgefühl nicht weniger Angehöriger einer Generation widerspiegelt. Die ihre netten, höflichen, netzwerkenden Kinder betrachtet und sich ernsthaft fragt, wo denn der eigene Kampf, der eigene Beitrag zum Leben eigentlich war.„Vielleicht habe ich den Anschluss verpasst. Frage ist nur, den Abschluss woran“?Fragt sich Ruppert auf seine Weise, wie auch die anderen, wie auch Lydia, nur aus ganz anderer Perspektive, im Blick auf den Schulfreund, mit dem sie inzwischen seit langer Zeit liiert ist.„Wie der hinterhältige Ehemann in Gaslicht schafft er es jedes Mal, mich glauben zu lassen, ich sei unzurechnungsfähig“. Was das allgemein menschliche in starken Worten über lange Lieben und manche Beziehungen ist, demgegenüber das Spezielle an erlebter Geschichte schal schmeckt, die Fluchtversuche (nach Argentinien, damals, zumindest geplant) nicht umgesetzt wurden und nun die Vergangenheit, „sie pappt mir an wie Grieß“.Lästig, unschön, aber nicht abzuschütteln.Eine intensive Lektüre, die vielfach auf den Punkt trifft, die Prägungen und deren Folgen offenlegt, die zeigt, wie die Gegenwart wenig klare Orientierung bietet und wie schwierig es ist, sich von jetzt auf gleich dauerhaft in einer „neuen Welt“ zurecht zu finden. Bei der aber auch Längen nicht ganz vermieden werden können und nicht alle Handlungsweisen völlig überzeugend erscheinen.
Mehr jedoch für meinen Geschmack nicht. Es werden die Geschichten in der Ich-Perspektive verschiedener Personen, einmal als Schüler zur Wendezeit und dann etwa 20 Jahre später erzählt. Die Personen leben / lebten in Potsdam. Weshalb einige Orte namentlich genannt werden (Babelsberg etc.) und andere verfremdet (Café Heider etc. durch Phantasienamen ersetzt), erschließt sich mir als seit über 25 Jahren in Potsdam lebendem Menschen überhaupt nicht. Wer ein sich ergehen in weltanschaulichen Fragen und persönlichen Lebensfragen mag, ist hier bestimmt richtig. Leider konnte ich ab der Hälfte des Buches Seiten überspringen. Schade, hätte man mehr draus machen können. Kein Lokalkolorit, keine Schilderung der Lebensumstände damals und heute, alles nur angerissen und den Befindlichkeiten der einzelnen Personen geopfert.
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